LIVE VON DER WM AUS BLED

Fünfmal Gold, fünfmal Silber für die Hauptstadt-Ruderer

Besser hätte der Auftakttag der Finalrennen bei der WM im slowenischen Bled für Berlins Ruderer nicht verlaufen können: mit fünf Mal Gold, für das die beiden Hauptstädter im Deutschland-Achter Steuermann Martin Sauer und Andreas Kuffner (BRC) sowie die drei Doppelvierer-Frauen Britta Oppelt (Hellas Titania), Tina Manker und Julia Richter (beide RkaW) sorgten, sowie fünfmal Silber im gesteuerte ID-Mix-Vierer der geistig Behinderten, der ausschließlich von Aktiven des Ruderclubs Hevella besetzt wurde, gelang ein fürwahr grandioser Beginn des Championats.

Im von der engagierten Veteranin des Handicap-Ruderns Monika Tampe betreuten Hevella-Vierer, der das einzige reine Vereinsboot im DRV-Aufgebot stellte, saßen neben Steuermann Florian Schäfer noch Fabian Neitzel, der nach einer Sturzverletzung des Bahnverteilungsrennen der vier gemeldeten Crews zu Beginn auslassen musste und da durch Ersatzmann Florian Wall vertreten wurde, Maximilian-Rudolph Kunze, Paula Hamann und Clara von der Grün.

Alle drei Boote mit Berliner Beteiligung überzeugten durch engagierten Einsatz und Kampfgeist bis zum Schluss. Der Achter gewann sein 30. Rennen in Folge seit dem Olympia-Debakel in Peking 2008, als man im B-Finale Letzter geworden war, und holte sich den dritten Titel in Folge. Alle Angriffe der Konkurrenz wurden mit Kraft, Technik und Selbstbewusstsein abgewehrt. Der Auftritt glich einer Ruder-Demonstration und machte die Crew zum ganz heißen Olympiafavoriten. Drei Titel in Serie hatte das deutsche Paradeboot schon einmal von 1989 bis 1991 gewonnen, danach aber in Barcelona Olympia-Gold verpasst. „Das soll uns auf keinen Fall passieren“, kündigte Steuermann Martin Sauer (siehe O-Töne) nach dem Triumph an. Auch sein Klubkollege Andreas Kuffner, in diesem Jahr erstmals im Großboot, war mitgerissen: „Das war einfach nur genial!“

Ganz stark trat auch der Frauen-Doppelvierer auf, der sich im Lauf der Saison immer weiter steigerte, beim Weltcup in München noch Zweiter war, dann aber in Hamburg und Luzern schon gewann. In Bled nun führte die erfahrene 33-jährige Schlagfrau Britta Oppelt, bei ihrem zehnten internationalen Championat, die Crew auf überzeugende Weise zum Gold. Die Britinnen, die als Titelanwärter galten, waren schon im Hoffnungslauf gegen die von der einstigen Bundestrainerin Jutta Lau (Potsdam) betreuten Chinesinnen ausgeschieden. Im Endlauf spielten die Asiatinnen keine Rolle, wurden mit deutlichem Abstand nur Fünfte. Auch ein Prestigeerfolg für Trainer Sven Ueck (RkaW), der den DRV-Doppelvierer unter seinen Fittichen hatte.

Für Oppelt war es der erste große Titel seit ihren drei U23-WM-Goldmedaillen in den Jahre 1998 bis 2000. „Einmal musste es ja klappen“, meinte sie danach. „Jetzt brauche ich erst Mal ein bisschen Zeit, um das zu realisieren.“ (siehe O-Töne) Im Jahrzehnt zuvor war Britta bereits Olympia-Zweite und -Dritte gewesen, hatte außerdem viermal WM-Silber gewonnen. Großartig war auch der Auftritt des ID (Intellectual Disability)-Vierers, der auf eigene Kosten zum Championat nach Slowenien gereist war, und am Ende für alle überwundenen Probleme und Hürden mit der Medaille belohnt wurde. Im Bahnverteilungsrennen unter den vier Konkurrenten nur mit der viertbesten Zeit notiert, steigerte sich das Quintett unter dem Beifall vieler Freunde, Familienangehöriger und Fans gewaltig und hielt im Zielfotofinish hinter dem überlegenen Titelverteidiger Hongkong auch die stark aufkommenden Italiener in Schach.

Aus Berliner Sicht sind jetzt noch fünf Aktive im Einsatz, die in den Finals stehen und auf Edelmetall hoffen dürfen. Im leichten Doppelvierer der Frauen, der am Samstag sein Finale fährt, sitzt Sina Burmeister (Treptower RG), in der gleichen Bootsklasse der Männer bestreitet Jonas Schützeberg (Berliner RC) am Sonntag den Endlauf. Last but not least ist mit Linus Lichtschlag (RK am Wannsee) ein dritter „Leichter“ am Sonntag im Doppelzweier-Einsatz. Im LTA-Mix-Vierer der Behinderten, der zum Paralympics-Programm zählt, vertreten Martin Lossau (RC Tegelort) und Steuerfrau Katrin Splitt (Hevella) die Hauptstadt-Farben.

KLAUS WEISE

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O-Töne der Berliner Akteure:

Achter-Steuermann Martin Sauer:

„Die Jungs haben richtig geackert. Wie die über die Welle rübergefahren sind, war technisch sehr gut. Der WM-Titel vor Olympia ist immer besonders wichtig. Wir haben jetzt eine gute Ausgangsposition, mehr nicht. Wir sind eine tolle Gruppe, die von der Leistung lebt. Bei uns muss man sich damit den Respekt verdienen. Aber wenn man Leistung bringt, dann erhält man den Respekt auch.“

Andreas Kuffner, Achter-Mitglied:

„Das war ein echt geniales Rennen, bei dem wir mit fast perfekter Abstimmung gefahren sind. Ab 1500 Meter habe ich nichts mehr gesehen und bin nur noch im Tunnel gefahren. Auf Martin als Steuermann konnten wir uns voll verlassen. Er hat uns großartig zum Sieg geführt.“

Britta Oppelt, Doppelvierer-Schlagfrau:

„Na klar habe ich mit Gold geliebäugelt und nach der tollen Saison war das natürlich auch unser WM-Ziel. In der Crew können sich alle hundertprozentig aufeinander verlassen. Jetzt genießen wir erst mal den Erfolg und dann denken wir an nächstes Jahr. Ich bin einfach nur Freude pur und brauch erst mal ein bisschen Zeit, um das alles zu realisieren.“

Monika Tampe, Trainerin des ID-Vierer vom BRC Hevella:

„Ich bin glücklich, dass wir nach all unseren Mühen und dem großartigen Engagement von vielen mit einer Medaille nach Hause kommen. Das habe ich mir so sehr gewünscht. Vielleicht nimmt man jetzt ein wenig mehr Notiz von uns als bisher. Wir haben allen gezeigt, dass wir etwas drauf haben. Die Aktiven haben die ganze Aufregung um ihr erstes großes Championat in den Griff gekriegt, sie haben sich in den vergangenen drei Jahre wunderbar entwickelt.“

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