Landesruderverband Berlin e.V.

Politik vor Ort

Berlins Sportstaatssekretärin Franziska Becker beim Landesruderverband

Vor-Ort-Besuche und persönliche Gespräche sind auch im Online-Zeitalter nicht zu ersetzen – sie schaffen Vertrauen, stärken das Miteinander und die Zusammenarbeit. So denkt auch Berlins Sportstaatssekretärin, Franziska Becker. Sonst hätte sie die Einladung des Landesruderverbands nicht so schnell angenommen. Sie kommt am 10. Januar 2024 ins Ruderzentrum. Am Hohenzollernkanal erlebt sie nicht nur den LRV-Präsidenten Thomas Haun und den Geschäftsführer Michael Hehlke als leidenschaftliche und erfahrene Vertreter des Berliner Rudersports – beide begleiten die Entwicklung aktiv seit über 30 Jahren. Sie lässt sich vor allem über die Geschichte und den geplanten Ausbau des Ruderzentrums informieren und erfährt, was den Rudersport außerdem bewegt. Sie stellt Fragen, um noch genauer Bescheid zu wissen, und nimmt gern das Angebot für einen Rundgang durchs Haus an – mit Umkleiden, Übernachtungsmöglichkeiten, Seminarräumen, Blockheizkraftwerk und Bootshalle. Ab und zu macht sie Handyfotos – „immer auf der Suche nach interessanten Motiven“, wie sie sagt.

Thomas Haun berichtet dabei von dem Ausbauvorhaben für das Ruderzentrums, das 1972 eingeweiht und seitdem immer wieder erweitert, saniert und modernisiert wird. Jetzt werden zusätzliche Ruhe/Physio/Arbeitsmöglichkeiten gebraucht, weil das Ruderzentrum seit einigen Jahren Bundesstützpunkt im Frauen-Riemen- und Skull-Bereich ist. „Das ist dringend. Wir platzen aus alles Nähten“, so Thomas Haun. Der Erweiterungsbau soll im August 2026 fertig sein. Weitere Betten sind nötig, damit künftig auch noch Lehrgänge und Trainingslager im Ruderzentrum stattfinden können. „Die bilateralen Gespräche mit dem Bezirk und dem Senat laufen gut und kooperativ“, berichtet Michael Hehlke. Er dankt der Senatssport- und der Senatsbauverwaltung für die gute Zusammenarbeit. „Sie sagen, was geht, entwickeln Ideen, sind kreativ, ziehen auch Grenzen.“ Ebenso gut seien bis jetzt die Gespräche mit dem Bund. Die Staatssekretärin nimmt das zur Kenntnis. Sie verspricht nichts, was nicht in ihrer Hand liegt und was an diesem Nachmittag auch niemand erwartet.

Franziska Becker hört auch zu, als es um den Zustand der Regattastrecke geht: Der Zielturm und die Tribüne sind gesperrt, der Siegersteg kaputt, keine Startanlage. „Es ist ein Trauerspiel. Aber sie ist für uns eine wichtige Wettkampfstätte“, so Michael Hehlke. In diesem Jahr findet dort der 54. Bundeswettbewerb statt – der größte Wettbewerb der Deutschen Ruderjugend. Größere nationale oder internationale Veranstaltungen sind dort aber nicht möglich. „Wir weisen immer wieder auf das Problem hin. Aber der Bezirk ist damit überfordert“, sagt Michael Hehlke, „Merkwürdig sind auch manche Investitionsentscheidungen. So stehen im Regattabüro auf einmal neue Stühle und Tische. Mit wem ist das abgesprochen? Wir schreiben, was wichtig ist, auf eine Liste, und die verschwindet dann im Nirvana. 80 km weiter in Brandenburg sieht man jedes Mal eine sichtbare Veränderung an der Anlage. Und in Grünau wird augenscheinlich nicht genug gemacht.“ Michael Hehlke hebt die Forderung des Landesruderverbands hervor. Er weiß den Landes-Kanu-Verband hinter sich: „Wir wollen einen runden Tisch zur Zukunft der Regattastrecke Grünau.“

Für die Investitionen in den Vereinen bewährt sich seit über 50 Jahren das Vereinsinvestitionsprogramm. Die Antragstellung und die Beratung funktionieren sehr gut, berichten die LRV-Vertreter der Staatssekretärin. Viele Rudervereine machten sich Gedanken um ihre Immobilie. Es sei deshalb wichtig, dass dieses Programm im Haushalt bleibt. Ebenso wichtig das Programm zur Übungsleiterförderung – für gute Trainerinnen und Trainer, um Nachwuchs in den Vereinen zu gewinnen und zu behalten. „Die Jugendlichen sollen vor allem erstmal Spaß am Rudern haben, ohne Leistungsdruck, damit sie dranbleiben“, betont LRV-Präsident Thomas Haun. „Erst später, ab 18, geht es dann darum, sich für Leistungssport zu begeistern“, führt er aus. „Wir möchten mindestens zehn Aktive aus Berlin 2028 zu den Olympischen Spielen bringen.“ Der Nebeneffekt: „Wo kriegen wir Nachwuchs her? Nach den Spielen haben wir immer 20 Prozent höhere Nachfrage.“

Der Rundgang durchs Haus endet, wo er begann: Im Büro von Geschäftsführer Michael Hehlke sagt Franziska Becker nach zweieinhalb Stunden, sie müsse zum nächsten Termin. Zeit ist ein kostbares Gut. Sie hat dem Landesruderverband Berlin viel davon geschenkt.

Angela Baufeld