Landesruderverband Berlin e.V.

Sicherheit auf dem Wasser - Ein Seminar des LRV Berlin

Der LRV hatte zu diesem wichtigen Thema am 7. November 2015 in die Räume der Gerhard-Schlegel-Sportschule des LSB Berlin geladen und 23 Interessierte aus den Berliner Vereinen, darunter ein Segler, nahmen dieses Angebot wahr. Der LRV sieht es als seine Aufgabe an, die Vereine über die Gefahren auf dem Wasser aufzuklären und auf die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen hinzuweisen.

 

Unter der Leitung von Carl-Friedrich Ratz (Treptower Rudergemeinschaft) und Eberhard Nabel (Ruder-Club  Tegelort) wurde es ein sehr aufschlussreiches, informatives Seminar, das uns Ruderer sehr sensibel für die Gefahren auf dem Wasser und in unserer Ruderumgebung machte. 

 

Schon vor Beginn des Seminars lief ein Videoclip, indem eine Achter-Mannschaft zu sehen ist, die mit voller Wucht auf einen Poller zusteuert, den der Steuermann nicht sehen kann. Im Grunde genommen, kann man nicht hinschauen, denn wir sehen als Zuschauer den Poller und ahnen das Unglück, das dann auch genauso eintritt. Fazit: ein "kleiner" Steuermann vor den Recken im Achter sieht genauso viel, wie ein Autofahrer, der eine große Sonnenblende vor sich hat, nämlich gar nichts.

 

Eberhard Nabel stellte uns in seinem Vortrag die Tücken des Alltags vor und ging auf die Sicherheitsrichtlinien des DRV und der FISA ein. Die Bilanzen der Jahre 2012 - 2015 für Deutschland und Nachbarländer zeigen auf, dass ein Ruderer schwer verletzt wurde und es 8 Todesfälle gab. Rudern ist eine Randsportart und wird von der Presse nur beachtet, wenn z. B. der Deutschland-Achter gerade mal wieder irgendetwas gewonnen hat. Wenn einen Tag danach allerdings ein Ruderboot unsanft und nicht beabsichtigt "absäuft", widmet sich die (meist lokale) Presse ausschließlich diesem Thema, es muss nicht mal was ganz Schlimmes passiert sein.

 

Bedeutend für uns ist die DRV Sicherheitsrichtlinie, die der DRV im November 2014 auf dem Rudertag verfasst hat und die seitdem gültig ist. Die Sicherheitsrichtlinie ist ein normatives Dokument, in der Zuständigkeiten und Aufgaben festgelegt werden. Aber: diese Richtlinie gibt lediglich vor, dass die örtliche Ruderorganisation (z. B. in einer Ruderordnung) ein Sicherheitskonzept beschließen soll. Eine einheitliche bundesweite Regelung ist leider nicht vorgegeben.

 

Neben diversen Filmausschnitten, die die beiden Referenten zeigten, ist eine Sequenz hervorzuheben, die über Dr. Gordon Giesbrecht berichtet. Giesbrecht ist ein kanadischer Arzt, der sich in seinem Labor mit der "cold-shock-response" intensiv beschäftigt hat und in einem "Kaltwasser Trainingslager" Versuche mit Freiwilligen gemacht hat, die von einem Motorboot ins kalte Wasser springen. Obwohl die Probanden sich nicht in Gefahr befanden, war gut anzuschauen, wie die Kälte-Sofort-Reaktion beim Eintauchen in Kaltes Wasser wirkt. Wer dann noch kaltes Wasser schluckt, dem droht der sofortige Tod. Weitere Phasen des Ertrinkens sind das Schwimmversagen, die Unterkühlung und das Kreislaufversagen nach der Rettung. Interessant ist, dass das amerikanische Rote Kreuz und die Behandlungsstandards des Rettungsdienstes im US-Staat Alaska kaltes Wasser ab weniger als 21°C definieren. Das kanadische Rote Kreuz spricht ebenfalls von weniger als 20°C von kaltem Wasser und von extrem kaltem Wasser ab einer Temperatur von unter 10 °C. Wir haben mindestens 8 Monate lang kaltes Wasser in Berlin, das sollten wir wissen.

 

Carl-Friedrich Ratz stellte uns im Laufe des Tages dann den FRV vor, den "Fiktiven Ruderverein". Wir gingen gemeinsam mit ihm durch alle Gefahren, die in einem Bootshaus sein könnten. Von der Nichtabdeckung bei Maschinen in der Werkstatt, Stolperstellen auf dem Bootsplatz, der Gefahr durch Ausleger und nicht gesicherter Dollen gibt es jede Menge Fallen, die ein Sicherheitsbeauftragter erkennen muss. Die Beseitigung muss nicht immer teuer sein, manchmal  hilft es schon, mit minimalem Aufwand die Schwachstellen zu beseitigen. Im "FRV" gibt es noch einiges zu tun. Eine Idee ist (preiswert), dass der gefahrlose Weg in den Bootshallen, analog zum Industriegebäude oder Lager ganz einfach mit gelb-schwarzen Markierungslinien markiert wird. Hier kann man "normal" laufen, ohne auf irgendwelche Dollen etc. achten zu müssen.

 

Zum Schluss des Seminars bildeten wir drei Arbeitsgruppen (Wannsee, Unterhavel und Neukölln/Treptow) in denen wir jeweils ein Sicherheitskonzept für neue Mitglieder erarbeiteten, um sie auf die Gefahren im täglichen Ruderrevier hinzuweisen. Beispiele: Bei der Rudergesellschaft Wiking ist die Binnenschifffahrt besonders zu beachten, während in Spandau bei der Marina Lanke Werft auf Motorboote geachtet werden muss, die mit hohem Tempo in die Marina "brettern" oder in Wannsee sind die Kanaleinfahrten von großer Bedeutung.

 

Fazit: ein rundum gelungenes Seminar, das uns nicht den Spaß am Rudern verderben soll, sondern uns sehr sensibel macht mit dem Element, auf dem wir uns ständig bewegen, nämlich dem Wasser, oder vielleicht ein wenig drastischer formuliert: das Raubtier Wasser, das so harmlos und harmonisch fließt und uns jederzeit und überall gefährlich werden kann.

 

 

Claudia de Haan

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