Ein Ruderer als Reporter

Sebastian Stuart vom RC Rapid Berlin kämpft um Bestzeiten und Inklusion im Sport

Sebastian Stuart gilt als einer der besten Special-Olympics-Ruderer in Deutschland. Er hat schon viele Rennen gewonnen. Zuletzt siegte er im Februar beim 24. Berliner Integrativen Ergometer-Wettkampf über 1000 Meter in 3:16:04 Minuten. Seit dem letzten Jahr macht der 25-Jährige vom Ruderclub Rapid Berlin auch noch auf einem anderen Gebiet von sich reden. Er hat einen Blog bei rbb 24. Dort berichtet er über Special Olympics und Inklusion im Sport: https://www.rbb24.de/sport/inklusion-special-olympics-reporter-sebastian-stuart.html

Seine Themen gehen über den Rudersport hinaus. Erst jüngst stellte er die beiden Berliner Aktiven vor, die in Thüringen bei den Nationalen Winterspielen von Special Olympics im Ski Alpin angetreten sind.

Begonnen hatte seine Reporter-Karriere im letzten Jahr. „Ich habe selber eine leichte geistige Einschränkung, genauer gesagt das Asperger-Syndrom. Mir fällt beispielsweise das Schreiben, aber auch das Rechnen schwer", schreibt er in seinem Blog. Deshalb wollte er seine Leistungen im Rudern bei den Special Olympics World Games  2023 in Berlin beweisen. Rudern wurde aber aus dem Programm gestrichen. „Das hat mich in ein emotional sehr tiefes Loch gestoßen", schreibt er in seinem Blog. „Es fiel mir monatelang sehr schwer, den Spaß am Rudern wiederzufinden." Er fand dann aber doch einen Weg, bei den Special Olympics World Games dabei zu sein: Er schrieb an den rbb, bewarb sich als Reporter und berichtete schließlich für die ARD von den Weltspielen. Aus der Initiative wurde eine längerfristige Zusammenarbeit – bis heute. „Entweder biete ich Beiträge an oder der rbb meldet sich bei mir", sagt er.

Die Arbeit für den rbb macht er neben seinem Job im Garten- und Landschaftsbau in einer Behindertenwerkstatt und neben dem Training. Die Reporter-Tätigkeit ist für ihn wichtig – nicht nur aus persönlichen Gründen. Sein Ziel ist umfassend: Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Beeinträchtigung sollen besser unterstützt werden. „Es sollten sich mehr Vereine für den inklusiven Sport öffnen – so wie es in Berlin der RC Rapid und der BRC Hevella machen", wünscht er sich. Für ihn war es nicht einfach, einen Verein zu finden, erinnert er sich. Deshalb ist er dem RC Rapid Berlin dankbar. Er kann dort trainieren und wird gefördert. Er ist auch seinen Eltern und seiner Schwester dankbar. Sie unterstützen ihn, seit er vor zehn Jahren mit dem Leistungssport begonnen hat.

Im Laufe der Jahre hat er erfahren, wie schwer es für Menschen mit geistigen Einschränkungen ist, zum Beispiel an Wettbewerben teilzunehmen. Das soll sich ändern, möchte er... Im Juli letzten Jahr konnte er in Paris auf der Olympiastrecke an einem internationalen Ruderwettkampf für Menschen mit Einschränkungen teilnehmen. Das hat ihn motiviert, weiter zu trainieren, um vielleicht bei den nächsten Special Olympics World Games an den Start gehen zu können.

Sebastian Stuart sieht viele Möglichkeiten, Inklusion im Sport voranzutreiben: Die Paralympics- und die Special Olympics-Bewegung könnten enger zusammenarbeiten. Vereine, in denen Inklusion gelebt wird, könnten gemeinsam mehr bewegen. Er denkt an Sponsoren, die dringend gebraucht werden. Er denkt auch daran, dass Sportlerinnen und Sportler mit geistigen Beeinträchtigungen Kaderstatus bekommen, um besser gefördert zu werden.

Wer Sebastian Stuart im Wettkampf beobachtet oder mit ihm spricht, merkt schnell: Er ist jemand, der nicht aufgibt. Er wird sich weiter für Verbesserungen für Sportlerinnen und Sportler mit geistigen Einschränkungen im Breiten- und Leistungssport stark machen – als Spitzensportler und als Reporter.

Angela Baufeld

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